Eine Tee-Reise um die Welt - Teil 4: Die Türkei

Eine Tee-Reise um die Welt - Teil 4: Die Türkei


I. Eine virtuelle Tee-Reise in Zeiten von Corona

Urlaub auf Balkonien, im Garten oder zumindest in der Nähe. Viel weiter wird es uns dieses Jahr dank Corona wohl nicht treiben. Auch wenn wir das Reisen schwer vermissen, so müssen wir doch auch zugeben, dass es für die Umwelt besser ist, einmal nicht zu fliegen. Und trotzdem träumen wir von fernen Ländern, exotischen Düften, spannenden Erlebnissen und Eindrücken.

Deswegen haben wir uns gedacht, wir starten mit euch eine virtuelle Reise um die Welt mit unseren Tees. Dabei besuchen wir verschiedene Länder, erzählen euch etwas über einen dazu passenden Tee und eine kleine Geschichte, die wir in diesen Ländern bereits erlebt haben. Wir zeigen euch unsere Eindrücke und nehmen euch mit auf eine kleine imaginäre Reise. Und wenn ihr in dem Land schon gewesen seid, schickt uns doch gerne eure Fotos oder gerne auch, wie ihr euren Tee dem Land entsprechend genießt. Der vierte Stopp unserer virtuellen Tee-Reise ist die Türkei!


II. Die Türkei, lange Geschichte, beliebtes Sommer-Ziel, politisch polarisierend

Türkei, das Urlaubsland mit Strand und Meer, aber auch das Land aus dem viele unserer Nachbarn hier in Deutschland oder Österreich kommen. Ein Land mit einer sehr langen Geschichte und Kultur, aber auch mit politischen Kontroversen. Die Osmanen, die bald vor den Toren von Wien standen, haben eine lange Tradition.

Künstler haben sich immer wieder von der Türkei inspirieren lassen. Und Istanbul war nicht nur als Byzanz die Hauptstadt des Osmanen-Reiches, sondern als Konstantinopel die Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Ein Land mit soviel Geschichte muss man einfach bereisen und dabei natürlich auch Strand und Meer genießen. Um diesen Flair mit nach Hause bringen zu können, haben wir ein paar Tipps für euch. Und ein bisschen Tausendundeine Nacht ist dann auch gar nicht mehr so fern.


III. Türkei zu Hause

Hol dir doch die Türkei nach Hause, statt zu verreisen. Hier haben wir ein paar Tipps für dich.

III.1. Türkischen Tee trinken

Der typische türkische Tee, auch çay genannt, wird in der Türkei, Nord-Zypern und auch am Balkan gerne getrunken. Dabei handelt es sich um einen schwarzen Tee, der ohne Milch getrunken wird. Teilweise kommt er von der östlichen Schwarzmeerküste, ein Assam oder Ceylontee (pur oder als Mischung) kann aber genauso gut dafür verwendet werden.

Zubereitet wird der Tee mit çaydanlık, zwei übereinander gestapelten Kannen. Dabei wird etwas kochendes Wasser in die obere, kleine Kanne gegossen, wo schon mehrere Löffel Tee hinein gefüllt wurden.

Es soll so ein sehr starker Tee gezogen werden. Das übrige Wasser in der unteren Kanne dient dann dazu, den Tee zu verdünnen. So kann man ihn stark (koyu bzw. dunkel) oder schwach (açik bzw. hell) trinken. Der typische türkische Tee wird dann mit einem Würfelzucker gesüßt.

Wer statt dem schwarzen Tee eine mildere Variante sucht, sollte unseren Turkish Delight kosten, ein Tee auf Rooibosbasis mit Datteln, Honig und Ringelblumen, der auch in den Abendstunden noch genossen werden kann, da er kein Koffein enthält. Er schmeckt sowohl gut als Eistee als auch als warmer Tee, vielleicht sogar mit einem Schuß Milch.

 

„Der Bär kennt neun Lieder, sie handeln alle vom Honig.“

Sprichwort aus der Türkei

III.2. Türkisch kochen und essen

Türkisch Essen gehen, das wäre doch auch mal was. Ist übrigens oft gar nicht so anders, als das Essen beim Griechen und schmeckt wunderbar. Kebab und Dürum kennen ja die meisten, aber auch Falafel, Hummus und Baklava schmecken vorzüglich. Es gibt so viele türkische Geschäfte, wo man sich gut beraten lassen kann und so auch gleich mal ins Gespräch kommt. Das ist auch super, wenn ihr euch mal selbst eine türkische Speise zubereiten wollt.

III.3. Türkische Weinblätter zu Hause kochen und essen – Das Rezept dazu

Wie wäre es mit gefüllten Weinblättern? Klar kann man sie auch in der Dose kaufen. Der Geschmack ist jedoch meist besser, wenn man sie frisch kauft oder selbst zubereitet. Daher sollte man sich am besten die Zeit nehmen und die sogenannten Sarma einmal selbst ausprobieren.

Am besten nutzt ihr die Weinblätter aus dem eigenen Garten (falls vorhanden, die mittelgroßen sind ideal) oder man kauft welche in einem türkischen Geschäft. Der Reis kann übrigens je nach Region vorgekocht (dickere gefüllte Weinblätter) oder roh verarbeitet werden (dünnere Sarma … max. Fingerdick). Achtung, in dem Fall brauchen die Weinblätter dann mehr Platz im Topf da sie aufgehen! Allerdings auch nicht zuviel Platz sonst habt ihr die Blätter umsonst gewickelt!

Wir haben hier ein vegetarisches Rezept für euch mit rohem Reis und ohne Fleisch, wobei ein Teil des Reises immer mit Hackfleisch ersetzt werden kann.

 

Zutaten:

  • 250g Weinblätter am besten frisch
  • 250 g Langkornreis
  • Ca. 100 ml Olivenöl
  • 1 Tomate
  • 1 Zwiebel
  • ½ Bund Petersilie (am beste die glatte)
  • 1-2 EL Minze (frisch oder getrocknet)
  • Ein paar Korinthen (da wir die nicht so mögen, lassen wir sie immer weg)
  • ½ TL Zimt
  • 1 EL Tomatenmark
  • 1 gestrichener TL Piment
  • 1 geriebene Gewürznelke
  • Salz und Pfeffer
  • ½ TL scharfe Paprikaflocken oder Chili, wer es ganz richtig machen will, holt Aci Pul Biber im türkischen Feinkostladen
  • Saft von 3 Zitronen

 

Zubereitung:

 

Füllung:

Die Korinthen, falls ihr sie hinein geben wollt, 10 Minuten einweichen und dann kleinschneiden. Zwiebel kleinschneiden. Tomate schälen und ebenfalls kleinschneiden und die Kräuter klein hacken. Alles (außer Zitronensaft!) mit dem Reis vermengen und 50 ml Olivenöl dazugeben.

 

Weinblätter:

Die Weinblätter waschen und gut abtropfen, mit der Blattunterseite nach oben hinlegen, den Blattstiel abschneiden, falls noch etwas hartes übrig bleibt, dieses mit dem Messer weich klopfen. Dann auf die untere Hälfte etwas Fülle geben (je nach Größe des Weinblattes), Seiten einschlagen und einrollen. Die fertig gefüllten Weinblätter in einen Topf, der mit Olivenöl bestrichen ist, legen, nicht zu eng aber auch nicht zu weit voneinander entfernt. Die Löcher mit kaputten Weinblättern oder Kartoffeln stopfen. Wenn ihr fertig seid, alles mit dem restlichen Olivenöl begießen und einen Teller mit einem Stein darauf legen.

Wasser kochen und darüber gießen, sowie Salz und Zitronensaft dazugeben, dann eine gute halbe Stunde auf dem Ofen köcheln lassen. Nach dem Kochen das Wasser abgießen, leicht abkühlen lassen und dann mit Olivenöl beträufeln.

Ihr könnt eure Weinblätter warm oder kalt genießen.

Guten Appetit!

III.4. Ein türkisches Buch lesen

Was passt besser zu einer Tasse Tee, als ein gutes Buch. Und wenn man schon seinen Horizont erweitern möchte, liegt ein Buch eines Literatur-Nobelpreisträgers natürlich nahe.

Orhan Pamuk aus Istanbul ist wohl der berühmteste türkische Schriftsteller. Wir haben schon lange das Museum der Unschuld von ihm herum stehen. Nun war eine gute Gelegenheit, es endlich lesen. Sprachlich ist es ein wunderbares Buch und auch die Geschichte ist spannend.

Es geht um eine Liebesgeschichte, die nicht wirklich positiv endet, oder doch? Der Protagonist beginnt, Dinge zu sammeln, da seine Liebe weiter wächst und macht daraus am Ende seines Lebens ein Museum. Geschichte und Schreibstil sind toll. Und es ist auch verständlich dass der Protagonist die Frauen aus einer männlichen Sicht der 70er und 80er Jahre in der Türkei beschreibt, darum geht es ja auch. Aus feministischer Sicht wird einem dabei aber schlecht. So war es für Beate (Chris ist das Buch so und so viel zu dick...) zwar ein guter historischer Roman, aber mit einem sehr seltsamen Beigeschmack. Man muss dem Autor wohl noch mit einem zweiten Buch einen Chance geben.

 

Oder man liest ein Buch von Elif Shafak, einer ebenso sehr berühmten türkischen Autorin, die in Strasbourg geboren wurde. Vielleicht: „Der Geruch des Paradieses“? Das Buch handelt von einer Frau und ihrem Kampf zwischen Tradition und Moderne. Generell geht es ihr um Gleichberechtigung und freiheitliche Werte in der Türkei und ganz Europa.

III.5. Einen türkischen Film oder einen Film über die Türkei schauen

Schau dir mal einen Film über die Türkei oder einen türkischen Film an. Die diversen Streaming-Plattformen haben sicher welche im Angebot, auch wenn die Auswahl vielleicht nicht ganz so groß ist, wie von irgendwelchen Hollywood-Marvel-Verfilmungen. Es gibt auch einige gute deutsche Filme.

 

Unsere Favoriten:

  • "Almanya - Willkommen in Deutschland" von Yasemin und Nesrin Samdereli, ein deutscher Spielfilm über die türkischen Gastarbeiter in Deutschland und ihrer Frage nach Heimat.

  • Alle Filme von Fatih Akin, ganz besonders "Tschick", "Auf der anderen Seite", "Gegen die Wand" und "Soul Kitchen". Die kann man genauso wie Almanya getrost in der Originalsprache schauen, da es sich um deutsche Filme handelt.

  • Wer aber einen wirklich türkischen Film sehen möchte, dem sei folgender Film empfohlen: "Eine Geschichte von drei Schwestern (Kiz Kardesler)" von Emin Alper, behandelt die Geschichte von 3 Schwestern, die aus einer armen Familie stammen und an Pflegefamilien gegeben werden, die sie aber u.a. als Dienstleistungskraft missbrauchen.

III.6. Türkische Musik hören

Türkische Musik bzw. Referenzen dazu finden wir bei vielen europäischen Komponisten. Sie alle waren von dieser Musik fasziniert, ganz besonders von den Janitscharkapellen, der ursprünglichen Militärmusik der Osmanen. Durch die Türkenkriege in Europa kamen die Menschen mit dieser Musik in Berührung. Vor allem in Österreich ließen sich viele Komponisten davon inspirieren. Die Musik war meist lebhaft und im Marschtempo geschrieben, mit Schlaginstrumenten und Blasinstrumenten, wie der Pikoloflöte, um den Klang der türkischen Zurna zu kopieren. Berühmte Werke sind:

  • Mozarts Klaviersonate Nr. 11 A-Dur und hier das berühmte Rondo: Alla turca.
  • Haydns 100. Sinfonie, die Militärsinfonie (2. Satz)
  • Aber auch in anderen Ländern wurde à la türkisch komponiert, so etwa Lully in Frankreich (Marche pur la Céremonie des Turcs) usw.

Ganze Opern und Operetten wurden über die faszinierenden Türken geschrieben. Wie zum Beispiel Mozarts: Entführung aus dem Serail, oder die Operette Die Rose von Stambul von Leo Fall.

wer nicht nur europäische Interpretationen hören möchte, wählt vielleicht auch mal die traditionelle türkische Musik, die wirklich aus der Türkei kommt. Besonders der Klang, der uns nicht so bekannten Instrumente, wie Oud und Tanbur können spannend sein. Und natürlich besteht die Musik der Türkei nicht nur aus Janitscharenmusik, nein da gibt es viel mehr zu entdecken.

 

Wer es dagegen mehr mit der Popmusik hält sollte sich mal etwas von Tarkan und Mustafa Sandal anhören, die beiden Popsänger feierten auch internationale Erfolge. Türkischer Hiphop entstand dagegen in Deutschland bekannte Rapper sind u.a. Ceza und Fuat.

III.7. Die türkische Kultur kennen lernen

Hast du einen türkischen Freund? Studien zufolge werden wir glücklicher, je mehr wir auch mit fremden Menschen sprechen und in Kontakt kommen. Wäre es da nicht mal toll, mit seinen türkischen Nachbarn oder dem türkischen Händler von Nebenan ins Gespräch zu kommen und so neue Freundschaften zu schließen oder einfach nur sich auszutauschen?

 

Vielleicht kommt man ja auch so zu einem guten Gespräch, erfährt so noch etwas mehr über die doch etwas andere Kultur und stellt dann fest, dass wir Menschen alle gleich sind.

Spannend kann es aber trotzdem sein. Vielleicht kommt ihr so auf ein neues Rezept, ein neues Buch, oder einfach auf eine nette Zeit. Glücklicher wird man sicher dabei!

„Das Herz ist ein Kind, es hofft so, wie es wünscht.“

Sprichwort aus der Türkei

IV. Unsere persönliche Türkei-Geschichte

Chris war vor einigen Jahren auf einer Forschungs-Konferenzreise in Istanbul mit einigen Kollegen von der Universität. Es war das Jahr der großen Proteste am Gezi-Park. Ein absolut surreales Erlebnis, denn auf der einen Seite waren all die Sehenswürdigkeiten der Stadt auf beiden Seiten des Wassers. Sie waren offen und Touristen haben sie besucht, wie immer, als wäre nichts geschehen.

Auf der anderen Seite war da der Gezi-Park, voll mit Zelten der Protestanten, die im Friedlichen für Veränderungen im Land protestiert haben. Und gegenüber ein Hotel voll mit Polizei und lange Schlangen von Militärfahrzeugen auf den Straßen. Ein/zwei Straßenzüge weiter und in den Abendstunden war dann auch uns klar, dass diese hohe Präsenz weniger den paar Demonstranten in Ihren Zelten gewidmet war, sondern eher den Randalierern, die Autos, Busse und alles Sonstige zerstört und angezündet haben.

 

Das an einem Ende der Stadt so getan wurde, als wäre nichts geschehen und ein paar Straßen weiter standen noch die ausgebrannten Autos und Linienbusse an der Straßenseite, war für uns kaum vorstellbar. Eine Stadt, die versucht hat, so zu tun, als wäre alles normal, obwohl sich zu mindestens ein Teil der Bevölkerung teils dezent, teils radikal gegen die Regierenden auflehnt.

V. Fazit: Die Türkei ist faszinierendes Land mit einer bewegten Geschichte und Gegenwart


Die Türkei ist nicht nur dank endloser Strände und dem blauen Meer ein beliebtes Ziel für den Sommer. Auch ein Städtetrip nach Istanbul ist eine Reise wert. Eine Stadt mit einer langen und sehr bewegten Geschichte bis in die Gegenwart hinein. Zudem sind die Türken eine absolute Teetrinker-Nation. Grund genug, die Türkei als vierten Stopp unserer Tee-Reise um die Welt zu besuchen. Wir haben auch wieder ein leckeres Rezept für euch dabei und ein paar Tipps zu Musik und Film, um sich ein wenig die Türkei nach Hause zu holen.

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