Die Tradition des Afternoon Tea – Warum Ostern ein guter Zeitpunkt ist, die Tradition wieder aufleben zu lassen

I. Afternoon Tea – Ein altes Refugium des British Empire

Du hast sicherlich schon mal von Afternoon Tea gehört. Wenn du viel reist oder zu mindestens schon mal in Großbritannien oder einem der Länder des ehemaligen British Empire warst, hast du vielleicht auch schon selbst mal einen Afternoon Tea erlebt. Vor allem große Premium- und Luxus-Hotels bieten den Afternoon Tea an, häufig in edlem Ambiente, wie ein Refugium aus vergangenen Kolonialzeiten. Häufig geht es dabei gar nicht mehr so sehr um das Teetrinken an sich, sondern um ein möglichst luxuriöses, nachmittägliches Genießen herzhafter und süßer Snacks zusammen mit Tee und teilweise sogar einem Glas Champagner.

Wir gehen in diesem Artikel nun der Frage nach: Was ist der Afternoon Tea eigentlich ursprünglich? Woher kommt der Afternoon Tea? Und wichtig: Kann ich mir gerade jetzt zu Ostern nicht auch einen Afternoon Tea selber machen?

 

II. Tee als Mahlzeit

Zunächst muss erwähnt werden, dass der Begriff „Tea“ im englischen Sprachraum für sehr unterschiedliche Mahlzeiten benutzt wurde und teilweise immer noch wird. So gab es etwa den „Family Tea“, den „High Tea“, den „Afternoon Tea“ oder auch einfach nur den „At Home Tea“. Isabella Mary Beeton beschreibt dies in ihrem Buch “Mrs Beeton’s Book of Household Management” (1861) und in ihrem Buch “Cookery Book and Household Guide” (1861). Die Tea Time wird dabei definiert als die Zeit des späten Nachmittags und frühen Abends. In manchen Bereichen Großbritanniens spricht man jedoch auch heute noch vom Tea, wenn man vom abendlichen Mahl spricht. Darauf soll jedoch hier nicht genauer eingegangen werden.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Großbritannien das „Dinner“ als die große, schwere Mahlzeit um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag eingenommen. Bis 1900 hatte sich die Zeit des Dinners dann sukzessive auf den Abend verschoben und zu Mittag wurde lediglich ein leichter „Luncheon“, das heutige „Lunch“ eingenommen. Um die Zeit zwischen dem Luncheon und dem Dinner zu überbrücken, wurde je nach Region ein Tea eingefügt. So lud etwa Thomas Carlyle um 1850 seine Gäste sogar erst um 19:00 Uhr zum Tee, obwohl es zu dieser Zeit bereits den Afternoon Tea gab.

 

III. Die eigentliche „Erfindung“ des Afternoon Teas

Sofern man den verschiedenen Überlieferungen Glauben schenken darf, war es vermutlich Anna Maria, Duchess of Bedford, die den Afternoon Tea nach heutigem Verständnis erfunden hat. Es handelt sich dabei um ein leichtes Mahl, zudem Tee serviert wird. Dieses findet in der Regel zwischen 15:30 und 17:00 Uhr statt, also deutlich früher, als dies Thomas Carlyle praktiziert hat.

Als Anna Maria, Duchess of Bedford in den 1840ern Jahren auf Besuch im Belvoir Castle in Leicestershire beim 5ten Duke of Rutland war, wurde das Dinner immer erst zwischen 19:00 und 20:30 Uhr serviert. Mittags wurde zu jener Zeit lediglich das bereits erwähnte Luncheon serviert. Nach den Überlieferungen war dies eine sehr leichte Mahlzeit, die es nicht leicht gemacht hat, die gesamte Zeit des Nachmittags bis zum Dinner zu überbrücken. Die Gäste des Hauses, inkl. der Duchess waren deshalb nachmittags sehr hungrig. Daher lud die Duchess schon bald zu einem kleinen Tee-Mahl mit Sandwiches, Brot und kleinen Kuchen und natürlich einer Tasse Tee. Hier handelte es sich üblicherweise um einen Darjeeling Tee, einen exzellenten schwarzen Hochland-Tee aus der gleichnamigen Region Darjeeling in Nordindien, einem Teil des damaligen British Empire (siehe hierzu auch unseren Darjeeling Poobong BIO Tee in unserem Shop).

Zu Beginn, besonders in den gehobenen Schichten der Gesellschaft, später jedoch auch in der Mittelschicht, erfreute sich die Idee des Afternoon Tea so großer Beliebtheit, dass sie bald von einer Vielzahl an Menschen übernommen wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhundert war der Afternoon Tea schließlich eine etablierte Mahlzeit und variierte in seiner Ausgestaltung je nach Region. Er wurde übrigens nicht nur in England gereicht, sondern auch in anderen europäischen Ländern. So beschreibt Alexandre de la Reynière, dass ebenfalls um 1840 auch in der Schweiz bereits eine Form des Afternoon Tea serviert wurde.

Der Begriff des High Tea in Abgrenzung zum Afternoon Tea wird heute meist falsch verwendet. Der Begriff beschrieb ursprünglich eine Mahlzeit, die an einem hohen Tisch zwischen 17:00 und 19:00 Uhr eingenommen wurde. Verwendet wurde der High Tea vor allem von der arbeitenden Bevölkerung. Heutzutage findet man den Begriff teilweise noch im Norden Englands, in Wales und in Teilen Schottlands. Der High Tea ist eine reguläre warme Mahlzeit mit einer Nachspeise, die auf dem besagten hohen Tisch serviert wird, während der Afternoon Tea auf einem niedrigen Beistelltisch oder Coffee table serviert wird. In einigen Ländern, wie bspw. in Australien und Neuseeland, wird das Wort High Tea heutzutage jedoch synonym für Afternoon Tea verwendet. Ein weiterer Begriff, der immer wieder auftaucht, ist der 5 o’Clock Tea. Interessanterweise wird diese Bezeichnung in der englischen Sprache jedoch kaum verwendet. Sie ist in Deutschland deutlich mehr verbreitet.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts ging das Interesse am Afternoon Tea in der breiten Bevölkerung schrittweise zurück. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass die geregelten Arbeitsabläufe vieler Menschen (das klassische 9-to-5), kaum Möglichkeiten ließen, den Afternoon Tea weiterhin noch vor dem Abendessen abzuhalten. Heutzutage wird der Afternoon Tea vor allem auf Reisen in guten Hotels zelebriert und darüber hinaus an Wochenenden und Feiertagen. Das bringt uns zur Frage: Warum Ostern ein guter Zeitpunkt ist, die Tradition wieder aufleben zu lassen?

 

IV. Was gehört zu einem guten Afternoon Tea (nicht nur an Ostern)?

Anbei findest du eine kleine Liste, was du alles benötigst, damit du zu Ostern deinen perfekten Afternoon Tea zelebrieren kannst.

 

IV.1. Der richtige Tee zum Afternoon Tea

Zu einem traditionellen Afternoon Tea gehört zunächst ein guter schwarzer Tee, der jedoch etwas leichter sein sollte als die klassische English Breakfast Schwarztee-Mischung. Besonders edel und beliebt war Tee aus Darjeeling. Hier galt es jedoch, den Inhalt gut zu prüfen, denn in der Viktorianischen Zeit wurden teilweise andere Blätter unter den Tee gemischt und gefärbt. Bei uns bekommst du jedoch sehr gute BIO Tee-Qualität ohne irgendwelche anderen Blätter. Unser Darjeeling Poobong BIO Tee passt perfekt zum Afternoon Tea.

Eine weitere edle, sehr milde Alternative stellt der Old Kingdom Sikkim BIO Tee dar, der einzige Tee aus der Nachbarregion Darjeelings, dem Hochland des ehemaligen buddhistischen Königreiches Sikkim. Magst du deinen Schwarztee etwas kräftiger, empfiehlt sich entweder unser Ancient Ceylon BIO Tee oder unser Assam Satrupa BIO Tee. Gönn dir zum Tee gerne auch einen Schuss Milch, insbesondere bei den kräftigen Schwarztees ist dies durchaus üblich. Wer es mag, kann die Milch auch bei den leichteren Schwarztees hinzugeben.

 

IV.2. Belegte Sandwiches zum Afternoon Tea als herzhafter Snack

Der erste Gang des Afternoon Tea besteht meist aus klassischen Sandwiches, bestehend aus dünnen Scheiben Weißbrot ohne Rinde mit Gurken, Eiern und Kresse, mit oder ohne Butter darunter. Gerade die Ei-Sandwiches sind zu Ostern perfekt, um einige der übrig gebliebenen Ostereier zu verarbeiten. In einer edleren Variante kann man hier auch Lachs und Roastbeef auf die Sandwiches geben. In der genauen Ausgestaltung unterscheiden sich die Sandwiches hier je nach Region.

 

IV.3. Scones -  Der Klassiker zum Afternoon Tea

Was bei keinem Afternoon Tea fehlen darf (und vor allem nicht bei einem Cream Tea) sind Scones. Diese werden in der Regel mit Clotted Cream, Erdbeer-Marmelade und/oder Lemon Curd serviert. Auf einer dreiteiligen Etagère sind die Scones zumeist auf der mittleren Ebene, quasi als „Zwischengang“ zwischen den herzhaften Sandwiches und den Süßspeisen angeordnet.

 

IV.4. Weitere Süßspeisen zur Abrundung des Afternoon Tea

Je nach Region unterscheidet sich die Zusammenstellung der Süßspeisen. Der klassische englische Afternoon Tea enthält häufig Shortbread, Victoria Sponge und einen Battenberg Cake. Shortbreads sind einfache Kekse aus Mürbeteig.  Der Victoria Sponge, ein gefüllter Biskuitteig, war nach Überlieferungen wohl der Lieblingskuchen von Queen Victoria. Der Battenberg Cake ist ebenfalls ein Biskuitteig mit Marmelade und Marzipan. Neben den klassischen Süßspeisen lassen sich natürlich auch diverse Nachspeisen aus anderen Regionen und Kulturkreisen hinzufügen. So sieht man in modernen Hotels häufig französische Macarons, einen Schokoladen-Kuchen und auch einzelne Pralinen als Teil der oberen Ebene in der Etagère. Gerade zu Ostern bietet es sich an, den Afternoon Tea mit beliebten lokalen Süßspeisen zu ergänzen.

 

IV.5. Cream Tea – Die verkürzte Version des Afternoon Tea

Mit drei Gängen aus Sandwiches, Scones und Süßspeisen wird der Afternoon Tea doch schnell zu einer relativ üppigen Mahlzeit. Wem das alles für eine Zwischenmahlzeit etwas zu viel ist, kann auch den sogenannten Cream Tea praktizieren, der vor allem im Südwesten Englands in Grafschaften Cornwall, Devon, Dorset und Somerset gereicht wird. Dieser besteht nur aus schwarzem Tee und Scones mit Clotted Cream und Erdbeer-Marmelade. Dann ist danach auch noch Platz fürs Abendessen 😉

 

V. FAZIT: Der Afternoon Tea – Eine schöne, leider etwas in Vergessenheit geratene Tradition des British Empire

Wenn der Magen zwischen Mittagessen und Abendessen knurrt, denkt der Deutsche häufig an Kaffee und Kuchen. Im alten British Empire wurde speziell für diese Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts der Afternoon Tea ins Leben gerufen. Heute leider etwas in Vergessenheit geraten, aber dennoch weiterhin in vielfältigen Varianten überall auf der Welt praktiziert, werden beim Afternoon Tea zu einem guten schwarzen Tee sowohl herzhafte als auch süße Snacks serviert, traditionell angerichtet auf einer Etagère. Neben kleinen Sandwiches und Süßspeisen dürfen insbesondere die berühmten Scones mit Clotted Cream bei keinem Afternoon Tea fehlen. Wir finden, die Osterzeit zu Hause im Kreise der Familie ist ein guter Anlass, diese schöne Tradition des Afternoon Tea wieder ein wenig aufleben zu lassen. Guten Appetit 😉

 

PS: Das Titel-Bild dieses Artikels ist von einem Afternoon Tea bzw. High Tea im Hotel Windsor in Melbourne, Australien.


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